Birdman…: eine Kritik von Anna-K. Kuwertz

 „Die Leute wissen nicht, wozu Du imstande bist!“ 

Nur in Unterhose schwebt Riggan Thomson (Michael Keaton) im Schneidersitz in der Luft und meditiert. Man hört eine Stimme: „Wie sind wir nur hier gelandet? Riecht nach Klöten! Wir gehören nicht in dieses Drecksloch!“. Der Film beginnt bereits seltsam. Was wird das jetzt, fragt man sich. Riggan Thompson versus Birdman. Oder doch nicht? Am Ende bleibt jedenfalls offen: Fakt oder Fiktion?

Birdman: „Du bist jämmerlich, Riggan! Dieses Mal hast du es echt verkackt!“

Thomson: „Ich bin Du, Arschloch!“

B.: „Fick Dich!“

T.: „Nein, fick DICH!“

B.: „Du bist ein Blender.“

T.: „Es gibt kein Wir!“

B.: „Es bleibt immer beim Wir, Bruder.“

Michael Keaton als fast in Vergessenheit geratener, Ex-Film-Superheld ‚Birdman‘, der versucht, mit einem Stück (Raymond Carver, What We Talk About When We Talk About Love) am Broadway Fuß zu fassen, bzw. sich selbst zu beweisen, dass er noch immer geliebt wird. Keaton als Ex-Film-Superheld, passt ja. 1989 und 1992 schlüpfte er in die Rolle des Batman, unter der Regie von Tim Burton. Die Rolle des ,Birdman‘ verkörpert er brilliant. Auch Fans von Edward Norton (Fight Club), der den erfolgreichen, aber arroganten, leicht exzentrischen Schauspieler Mike Shiner spielt, können sich freuen. Er überzeugt in seiner Rolle auf ganzer Linie.

Der Humor ist schwarz, die Sprache dementsprechend derbe, anzüglich und sexuell. Die Kameraführung ist gut gemacht. Zeit scheint hier keine Rolle zu spielen, die Szenen, Tag, Nacht, Minuten und Stunden, verschmelzen miteinander und erscheinen flüssig ineinander über zu gehen (Plansequenzen).

Birdman ist ein abgedrehter, sich ewig hinziehender Film. Und doch: sehenswert! Zugegeben, nichts für einen romantischen Abend auf der Couch, eher etwas für Hobby-Psychologen und Liebhaber skurriler Filme.

 

 

geschrieben im Wintersemester 2017/2018