Der schwarze…: eine Kritik von M.S.

Der 24. Oktober 1929 markiert einen Einschnitt in der New Yorker Börsengeschichte. In Folge des Wirtschaftswachstums der 1920er Jahre investierten viele Menschen in Aktien und spekulierten auf ein konstantes Wirtschaftswachstum. Auf diese Weise entstand eine Spekulationsblase, welche am besagten Tag platzte und eine Weltwirtschaftskrise zur Folge hatte.

Im Zentrum des 1966 veröffentlichten Dokumentarspiels „Der schwarze Freitag“  mit Curd Jürgens in der Hauptrolle steht die Beantwortung der Frage, wie es zu der Tragödie kommen konnte und die Suche nach einem möglichen Schuldigen. Curd Jürgens verkörpert hierbei Richard Whitney, welcher zum damaligen Zeitpunkt Präsident der New Yorker Börse war und vom Senat beschuldigt wird, für die negative Entwicklung verantwortlich zu sein.

Die historische Einordnung und die Entwicklung innerhalb der Geschichte werden dem Zuschauer durch einen in regelmäßigen Abständen auftretenden Erzähler verdeutlicht. Diesem obliegt unter anderem, den Film zu eröffnen und dabei die Geschehnisse der 1920er Jahre zu erzählen. Unterlegt mit zeitgenössischen Videos und Bildern, wie beispielsweise der Autoproduktion wird dem Zuschauer ein guter Überblick über die goldenen Zwanziger gegeben und auch im späteren Verlauf des Filmes gelingt es dem Erzähler durch Bezug auf vorherige Ereignisse die Geschichte voranzutreiben. Im Mittelpunkt der übrigen Szenen steht Richard Whitney, dessen Rolle im Film in der recht langen Szene vor dem Senat deutlich wird. Der Regisseur nutzt die Befragung durch den Senat als Stilmittel, um dem Zuschauer das Börsengeschäft näher zu bringen. Auf Grund der Länge der Szene und den vielen Informationen über die Vorgänge an der Börse, erfordert es ein hohes Maß an Konzentration beim Zuschauer, wird aber durch Nachfragen und Wiederholen bestimmter Tatsachen durch die Akteure vereinfacht.

In vielen Szenen kann der Zuschauer die Emotionen der einzelnen Akteure an Hand der Gesichter ablesen. Hierfür werden die Gesichter in Großaufnahme präsentiert und auf diese Weise entsteht eine emotional gefühlte Nähe zu den Personen. Curd Jürgens schafft es die Entwicklung der Gefühlslage von Richard Whitney allein durch seine Körperhaltung dem Zuschauer gegenüber zum Ausdruck zu bringen. Zu Beginn ist das Selbstbewusstsein des Präsidenten der New Yorker Börse deutlich an seinem aufrechten Gang zu erkennen. Vor dem Senat sitzt Richard Whitney mit einer derart lässigen Gleichgültigkeit im Sessel, dass dem Zuschauer gar nichts anderes übrig bleibt, als davon auszugehen, dass er nur so vor Selbstbewusstsein strotzt.

Originalgetreu verhält sich das Dokumentarspiel in Bezug auf die Rolle der Frau und die Darstellung der schwarzen Bevölkerung im Amerika der 1930er Jahre. Während Frauen nicht an der Wall Street vertreten sind und nur in kleineren Rollen, wie die eines Dienstmädchens auftreten, werden schwarze Personen im Film ebenfalls nur während Hilfsarbeiten gezeigt, wodurch die damalige Abgrenzung durch den weißen Teil der Bevölkerung verdeutlicht wird.

„Der schwarze Freitag“ behandelt ein Thema, welches bis heute hochaktuell ist. Die Geschichte wiederholt sich in soweit immer wieder, dass Menschen nicht aus den bereits gemachten Fehlern lernen und somit eine weitere Weltwirtschaftskrise nicht zu umgehen ist. Das Dokumentarspiel eignet sich als Einstieg in das Thema der Börsengeschäfte, da dem Zuschauer die Vorgänge an der Börse verständlich vermittelt werden und dieses zusätzlich mit einer interessanten nach wahren Begebenheiten erzählten Geschichte verbunden ist.

 

rezensiert im  Wintersemester 2017/2018