Was ist besser eine schöne Lüge oder die unangenehme Wahrheit? Mit diesem Problem sieht sich Thomas Anderson konfrontiert. Der mysteriöse Morpheus bietet ihm Hilfe an und schlussendlich die Wahl zwischen seinem bisherigen Leben und der Wahrheit, der richtigen Realität. Neo entscheidet sich für die ihm unbekannte richtige Realität. Mit dieser folgenschweren Wahl beginnt für ihn ein grausames Erwachen. Er lebt nicht im Jahr 1999, sondern in einer fernen Zukunft und die Menschheit wurde von den selbst entwickelten Maschinen versklavt. In dieser Zukunft dienen Menschen den Maschinen nur noch als Batterien. Um die Menschen ruhig zu stellen haben die Maschinen eine virtuelle Realität entwickelt, in der alle Menschen im Geiste weiterleben und im Glaube sind dies wäre die echte Welt. Diese Welt ist die Matrix. Doch eine noch größere Überraschung erlebt Neo, als er erfährt, dass gerade er der Auserwählte sein soll der die Menschheit aus ihrer Versklavung befreien kann.
Als „The Matrix“ im Jahr 1999 erschien, löste der Film einen Hype um sich aus und begründete eine Franchise. Zwei Fortsetzungen, sowie Videospiele und eine Anime-Umsetzung folgten. Die spektakulären Actionszenen, die sich am Hong-Kong Action Kino eines Jon Woo orientierten, wirkten frisch und wussten zu begeistern. Der Einsatz von „unsichtbaren“ Seilen, bekannt aus chinesischen Wuxia-Filmen, an denen die Darsteller mit fernöstlichen Kampfsportarten kämpften und durch die Luft wirbelten, hatten viele Kinozuschauer noch nicht gesehen. Allgemein gibt es in „The Matrix“ ein Menge Einflüsse aus dem asiatischen Kino. So ist auch der 1995 erschienene japanische Anime „Ghost in the Shell“ laut eigener Aussage des Wachowski Regie-Duos eine Inspiration gewesen.[1] Weitere und zum Teil neue Elemente in den Actionszenen waren die „Bullet Time-Zeitlupen“ und die Bewegung der Darsteller in einer CGI-Welt. So entstanden eine Vielzahl von Kultszenen, die mittlerweile im kollektiven Filmgedächtnis verankert sind. Alleine die spektakuläre Schießerei in eine Empfangshalle, in der in Zeitlupe, die Protagonisten die gesamte Vorhalle zerlegen ist damals das Eintrittsgeld wert gewesen.
Zeitlich gesehen kam der Film zu einer Zeit in die Kinos, als sich gerade der PC und das Internet in einer Boomphase befanden. Beides fand schnell Einzug in das Alltagsleben der Menschen weltweit. Für viele war die virtuelle Welt ein neuer, unbekannter und exotischer Ort. Es gab aber auch noch eine Menge Unsicherheit gegenüber diesem „Neuland“. Der zunehmend schnelle Einfluss dieser Techniken auf alle Lebensbereiche, die Flucht aus der echten Welt in eine virtuelle Scheinrealität oder die Angst vor dem sogenannten Y2K-Problem waren Themen dieser Zeit. „The Matrix“ greift diese Ängste auf und zeigt eine Wirklichkeit in der die Maschinen die Welt beherrschen und der virtuelle Raum als kollektives Gefängnis des Geistes gezeigt wird. Gleichzeitig wird der virtuelle Raum aber auch als etwas Aufregendes gezeigt, das Bewegen in diesem kann wie ein Abenteuer sein, in dem man alle persönlichen oder naturgesetzlichen Grenzen überschreiten kann. Dies gelingt allerdings nur, wenn man seine Unwissenheit über die digitale Welt abgelegt hat und die Umgebung richtig zu nutzen weiß. Dann ist alles möglich.
Auch fast 20 Jahre nach Erscheinen ist „The Matrix“ immer noch ein sehr unterhaltsamer Film und auch die Special-Effects sind immer noch schön anzuschauen. Mit dem intensiven Einsatz von CGI steht der Film auch sinnbildlich für den Beginn der digitalen Evolution in Hollywood zu dieser Zeit. Die Charaktere sind zwar typisch für das Action-Genre etwas einseitig dargestellt, dieser Kritikpunkt fällt aber dank der anderen Schauwerte und der interessanten Inszenierung nicht so stark ins Gewicht. Die Themen des Films sind ohne Frage noch immer von Bedeutung und werden es wohl aufgrund der immer fortschreitenden Digitalisierung auch noch in den nächsten 20 Jahren sein.
Schlussendlich bleibt noch die Frage, ob es nicht besser gewesen wäre, wenn die Wachowskis es bei diesem einen Film belassen hätten, die zwei Nachfolgerfilme konnten nämlich nicht an die Wucht des ersten Films anschließen und gelten für viele als misslungene Fortsetzungen. Für viele trüben sie sogar das Vergnügen beim Anschauen des ersten Teils.[2]
[1] https://www.theguardian.com/film/2009/oct/19/hollywood-ghost-in-the-shell
[2] https://www.highdefdigest.com/blog/bad-sequels-matrix/
verfasst im Sommersemester 2018