Matrix…: eine Rezension von Christina Wyes

Was wäre, wenn die Welt in der Sie leben, gar nicht real wäre? Was wäre, wenn alles, was Sie als Realität wahrnehmen, eigentlich nur eine Computersimulation ist, und Ihr Geist in dieser gefangen ist, ohne Chance auf Entkommen?

Diese Frage stellen die Wachowski Brüder in dem 1999 erschienenen Film Matrix.

Der junge Hacker Neo weiß, dass etwas in seinem Leben nicht ganz stimmt. Er fühlt, dass etwas nicht ganz ins Bild seiner Realität passt, auch wenn er nicht weiß, was dieses Etwas ist. Die Antworten auf seine Fragen bietet ihm eine Frau namens

Trinity an. Nachdem Neo von einigen skrupellosen Agenten, mit scheinbar übermenschlichen Fähigkeiten, bedroht wird, entscheidet er sich Trinity zu vertrauen und ihren Anweisungen zu folgen. Sie führt ihn zu einem Rebellen namens Morpheus, der Neo vor die Wahl stellt: er kann die blaue Pille nehmen und sich wieder ganz in sein altes Leben einfügen, oder er kann sich für die rote Pille entscheiden und das Geheimnis der Matrix erfahren.

Matrix ist ein Science-Fiction Thriller, der auch noch knapp 20 Jahre nach seinem Erscheinen immer wieder für Gesprächsstoff in philosophisch-wissenschaftlichen Kreisen sorgt. Die Wachowski Brüder sind dabei nicht die ersten, die sich der Thematik der Erkenntnistheorie, also der Theorie über das Erlangen von Wissen und der Selbsterkenntnis, angenommen haben. Matrix ist dabei aber das wohl bekannteste fiktionale Werk, das die Theorie für mehr Menschen zugänglich macht.

Der Zuschauer kann sich sowohl in der Rolle Neos (Keanu Reeves) oder in der Rolle des Cyphers (Joe Pantaleoni)  sehen. Neo verfolgt den Wunsch nach Wahrheit und möchte die Realität erleben, auch wenn diese sich als grausam und lebensfeindlich herausstellt. Cypher, einer von Morpheus Crewmitgliedern, hingegen sehnt sich nach dem Luxus der Unwissenheit, da in der Simulation zu leben einfacher und angenehmer ist. Die Frage nach der unschönen Wahrheit und der schönen Lüge ist eine Frage, die sich jeder vermutlich schon einmal gestellt hat.

Morpheus (Laurence Fishburne) selbst kann dabei als eine religiöse Metapher für den festen Glauben, und wie dieser der Schlüssel zur Selbstbestimmung sein kann, interpretiert werden. Er glaubt fest daran, dass Neo der Auserwählte ist, auch wenn es dafür keine Beweise gibt. Ob sich dieser Glaube dabei am Ende bewahrheitet ist offen für Interpretation.

Das zeigt auch, dass sich der Film sehr auf Religiöse Anspielungen stützt, wie die Bezeichnung ‘des Auserwählten’ oder ‘des Propheten’. Die Metapher unterstreicht dabei eher die Unsicherheit, die viele Menschen im Bezug zu Religion verspüren, anstatt streng konservativ zu sein.

Allerdings spiegeln die zwei einzigen weiblichen Charaktere, Trinity (Carrie-Anne Moss) und das Orakel (Gloria Foster), jeweils eher amerikanisch konservative Rollen wider. Das Orakel wird als Hausfrau, die Weisheiten verteilt, dargestellt. Das zeigt sich daran, dass ihre Szene in der Küche spielt, in der sie gerade Kekse backt. Trinity auf der anderen Seite vertritt die etwas modernere Rolle der ‘starken Frau’. Sie ist in Aktion wann immer sie kann. Allerdings beschränkt sich Ihre Rolle im Bezug auf die Handlung darauf, dass sie sich in Neo verliebt. Das Klischee ‘Ein Akt aus wahrer Liebe’ spielt dabei im späteren Verlauf des Films eine große Rolle. Carrie-Anne Moss verkörpert Trinity durch ihre Ausdrucksstärke zwar gut als selbstständige Frau, aber die romantische Chemie zwischen Trinity und Neo nimmt man ihr und Keanu Reeves nicht unbedingt ab.

Die Darstellung der Matrix als Computerprogramm spiegelt die Situation des Internets und die Bedenken vor der Technologie um 1999 wider. Das Internet war noch relativ neu und Computer etwas eher Ungewohntes. Im Dezember 1999 wurde zum Beispiel die Angst vor dem “Millennium-Bug” groß. Dieses Gerücht besagte, dass bei der Umstellung des Jahres 1999 auf 2000 alle Computer große Probleme bekommen würden. Das bewahrheitete sich nicht und der Jahreswechsel erfolgte ohne Probleme. Dies zeigt aber, welches Verständnis über Computer im Jahr 1999 herrschte, und dass Matrix somit ebenfalls als Technologie kritisierend betrachtet werden kann.

Zuletzt verdankt der Film seinen Kultstatus nicht nur seinem überaus intelligenten Inhalt, sondern auch der Spezialeffekte, die 1999 noch eine absolute Neuheit waren. Der Film prägte den “Bullet-Time-Effekt”, welcher mit 122 Spiegelreflexkameras und 2 Filmkameras gedreht wurde. Das erlaubt die lückenlose 3D Ansicht einer Kampfszene, die beliebig schnell abgespielt werden kann, und das lange bevor es 3D-Filme gab. Außerdem ist der Zeichencode der Matrix, welcher in Grün auf schwarzem Hintergrund erscheint, eine der bekanntesten visuellen Merkmale in der Filmgeschichte und kann von jedem erkannt werden, auch von Personen, die den Film nicht gesehen haben.

Die Musik, die von Don Davis für Matrix komponiert wurde, untermalt den Film perfekt, und sorgt durch grandiose Töne und teils irritierende metallisch anmutende Geräusche, für die bedrückende aber spannende Stimmung. Besonders das Lied Clubbed to Death von Rob D. verleiht dem Film seine Stimmung, und ist wohl das bekannteste Stück aus dem Film.

Alles in allem überzeugt Matrix aber durch die Themen über Erkenntnis und Selbstbestimmung des Schicksals jedes Menschen und die besonderen Spezialeffekte.

verfasst im Sommersemester 2018