Matrix…: ein Text von Lucas Mertens

Was ist die Matrix? Eine Frage die den Science-Fiction-Film Matrix, aus dem Jahre 1999 ein tiefsinniges Leitmotiv verleiht. Der erste Teil der Matrix Trilogie, bei dem Andrew und Lana Wachowski sowohl für das Drehbuch und die Regie verantwortlich waren, wird von vielen als ein perfekt alleinstehender Film angesehen. Die unter dem Namen „Wachowski Brothers“ bekannten Geschwister haben sich für ihr Drehbuch zum Film Matrix von dem Anime „Ghost in the Shell“ inspirieren lassen. Produziert wurde der Film dann von Warner Bros. Bei der Oscar-Verleihung 2000 gewann dieser in den Kategorien Bester Schnitt, Bester Tonschnitt, Bester Ton und Beste visuelle Effekte einen Preis.

Der Film erregte großes Aufsehen durch das Verwenden des sogenannten Bullet-Time-Effektes. Dabei werden Szenen wie das Ausweichen von Pistolenkugeln durch ein spezielles Verfahren der Zeitlupenfotografie dargestellt. Um dies zu ermöglichen kamen 122 Spiegelreflex- und 2 Filmkameras zum Einsatz. Des Weiteren setzt Matrix auf gut choreographierte Kung-Fu Kampfszenen, die mit digitalen Effekten physikalisch unmöglich wirken. Zum Beispiel Schläge und Ausweichbewegungen mit unvorstellbarer Geschwindigkeit. Außerdem wurde auf das Motion- Capture-Verfahren zurückgegriffen und für die in der Realität spielenden Szenen ein blauer Farbfilter drüber gesetzt.

Die Handlung spielt im Jahre 1999. In der Anfangssequenz sehen wir eine Frau namens Trinity (Carrie-Anne Moss), die auf eine mysteriöse Art und Weise verschwindet. Dies passiert als sie in einer Telefonzelle einen Anruf entgegen nimmt, kurz bevor sie von einem Fahrzeug erfasst wird.

Im Anschluss daran wird der Hauptcharakter Thomas A. Anderson (Keanu Reeves) eingeführt. Er ist ein Hacker, bekannt unter dem Pseudonym Neo. Der Film handelt von einem Mann, der schon immer wusste, dass mit der Welt, wie wir sie kennen, etwas nicht stimmt. Er sucht nach der Antwort auf die Frage „was ist die Matrix“ und einem Mann namens Morpheus (Laurence Fishburne). Neo wird in seinem normalen Leben als Büroangestellter von drei Agenten unter der Leitung von Agent Smith (Hugo Weaving) aufgesucht und festgenommen. Befreit wird er dann von einer Gruppe von Personen, die ihn zu ihrem Anführer Morpheus bringen können. Um dem tristen Alltag und der perfekt wirkenden Welt im Jahre 1999 zu entkommen, entschließt sich Thomas Anderson das Risiko einzugehen und den Mann zu treffen, der die Antwort auf die Frage „Was ist die Matrix“ bereit hält. Morpheus hält Neo für den Auserwählten und stellt ihn vor eine Wahl. Er lässt ihn zwischen zwei Pillen wählen, die Blaue um alles zu vergessen und Zuhause aufzuwachen, oder die Rote um zu erfahren was die Matrix wirklich ist.

Laurence Fishburne spielt mit der Rolle des Morpheus einen ruhigen und selbstsicheren Anführer, der keine Sekunde an Neo zweifelt. Dies lässt den Eindruck eines Propheten wecken, der seine Gefolgsleuten davon überzeugt, dass er den Auserwählten finden wird. Durch seinen Glauben an Neo entstehen bei diesem Selbstzweifel dieser Rolle nicht gerecht zu werden. Vieles im Film hat einen starken religiösen Einfluss. Zum Beispiel leitet Morpheus Neo wie der christliche Gott, der einem den Weg weist. Zitate wie „ich kann dir die Tür zeigen, aber durchgehen musst du selber“ gehen in diese Richtung. Auch die Szene in der Morpheus von einem Hochhaus zum anderen springt hat eine biblische Referenz. Jesus begegnet einem Jünger auf einem See. Er selbst kann über Wasser gehen und spricht zu dem Jünger, dass dieser es auch kann wenn er selbst daran glaubt. Ob Neo der Auserwählte ist oder nicht, ist in dem Falle nicht wichtig. Während des Filmes fängt er an, an sich selbst zu glauben und kann somit übernatürliche Fähigkeiten wie die Agenten erlangen.

Mit der Rolle Trinity bietet sich eine starke weibliche Hauptfigur an. Diese ist überwiegend in Leder gekleidet und trägt wie Morpheus und Neo oft lange schwarze Mäntel. Diese sind nach erscheinen des Filmes auch vermehrt zum Trend geworden. Mit den dunklen Sonnenbrillen, die überall getragen werden und den dunklen Klamotten wirken die Charaktere sehr auffällig und sollen möglichst kalt und selbstsicher wirken. Ob sich in Trinity nun eine Leitfigur für Frauen zu finden ist, ist eher schwierig, da sie durch eher männliche Charakterzüge und das allgemein maskuline Auftreten in Szene gesetzt wird.

Agent Smith verhält sich wie ein Computerprogramm, was dadurch authentisch dargestellt wird, dass Hugo Weaving kaum Emotionen oder Schmerz zum Ausdruck bringt. Die einzigen Reaktionen die zu sehen sind, sind die sadistische Freude Mr. Anderson Schmerzen zuzufügen und die Verwunderung, dass er, der sich als perfekten Menschen sieht, jemandem unterlegen sein kann. Eine weitere interessante Rolle ist Cypher (Joe Pantoliano), welcher ebenfalls zwischen den Pillen gewählt hat und wie die gesamte Crew die Wahrheit kennt. Im Gegensatz zu den Anderen sieht er das aber nicht als erstrebenswert und würde lieber alles wieder vergessen. Aus einer politische Sichtweise ist das sehr bemerkenswert, denn die Menschen sollen nicht zu viel wissen, weil die Wahrheit oft Angst verbreitet. Cypher wäre lieber wieder unwissend, da zu viel Wissen laut ihm ein Fluch ist.

Keanu Reeves macht als Neo eine Entwicklung vom stillen Hacker, der völlig überfordert mit der Situation ist zu einem abgeklärten Kerl der mit Waffen bepackt in ein Gebäude stürmt und ohne mit der Wimper zu zucken Menschen erschießt durch. Außerdem hat er extra Kung Fu gelernt um die Kampfszenen halbwegs authentisch rüber zu bringen. Was mehr oder weniger funktioniert, wenn man von den digitalen Effekten absieht. Generell waren die Effekte für das Jahr 1999 herausragend, was sich daran festmachen lässt, dass der Bullet-Time-Effekt mit diesem Film den Durchbruch hatte. Matrix spielte weltweit rund 463 Millionen US-Dollar, bei Produktionskosten von ungefähr 63 Millionen US-Dollar, ein. Die Animation des Howercraft-Schiffes, welches durch die Tunnel schwebt, sowie die Maschinen-Sucher wirken auch heute nicht sehr veraltet.

Allgemein wirft die Frage „Was ist die Matrix“ innerhalb des Filmes einige philosophische Aspekte auf. Denn was ist der Mensch wirklich? In diesem Falle ist das Leben nicht real, was Neo auch irgendwie schon immer klar war. Als er die Wahrheit erfährt, kann er es einfach nicht glauben. Dies erinnert an Platons Höhlengleichnis, bei dem Menschen in einer Höhle ihr ganzes Leben gefangen sind. Als einer dann befreit wird, kann er die Außenwelt einfach nicht begreifen. Das lässt sich gut auf die Aussage von Morpheus beziehen, dass nur Menschen unter einem bestimmten Alter befreit werden dürfen, da sie sonst nicht mehr loslassen können. Erkenntnistheorien und auch buddhistische Elemente spielen eine Rolle, denn das im Film vorkommende Orakel rät Neo auch, dass er nicht der Auserwählte sei und sich selbst erkennen soll, wodurch er letztendlich quasi doch zum Auserwählten wird. Außerdem sei die erste Matrix einer perfekten Welt nachempfunden gewesen sein und ist kläglich gescheitert. Da Menschen in so einer Welt, in denen es ihnen an nichts fehlt nicht überleben konnten, wurde dann auf das Jahr zurückgegriffen, indem die Menschheit an ihrem technologischen Höhepunkt gewesen ist. Dies wirft Fragen auf, ob es überhaupt eine perfekte Welt geben kann und wie diese aussehen soll, wenn die berechnete beste Version gescheitert ist.

Der Film handelt im Jahr 1999, während der Film im selben Jahr herauskam und spricht ein damals sehr präsentes Thema an. Im Film wird die Menschheit mit der KI konfrontiert. Zur gleichen Zeit gab es die Panik vor dem Jahr-2000-Problem, auch als Millennium-Bug bekannt. Damals und auch heute soll es Verschwörungstheoretiker geben, die glauben die Matrix wäre real.

verfasst im Sommersemester 2018