Filmdaten: City of God

Brasilien, Frankreich, USA 2002
(Original-Titel: Cidade de Deus)
 
Regie: Fernando Meirelles, Kátia Lund
 
Drehbuch: Bráulio Mantovani, Paulo Lins
 
Produktion: Andrea Barata Ribeiro, Mauricio Andrade Ramos, Hank Levine
 
Kamera: César Charlone
 
Schnitt: Daniel Rezende
 
Musik: Ed Cortês, Antonio Pinto
 
Besetzung: Alexandre Rodrigues, Leandro Firmino da Hora, Matheus Nachtergaele, Phellipe Haagensen, Seu Jorge, Roberta Rodrigues Silvia, Douglas Silva, Jonathan Haagensen, Alice Braga, u.a.
 
Länge: 128 Min
 
FSK: 16
 

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City of God…: eine Rezension von Elena Hölzer

Was haben ein Suppenhuhn und Kinder, die in Drogenkonsum, Gewalt und Armut hineingeboren werden, gemeinsam?

In City of God steht das vor den hungrigen Menschen weglaufende Huhn für die Hoffnung, einer hoffnungslosen Situation zu entkommen. Wird es dem Huhn gelingen, den Fängen der Favela zu entwischen?

City of God handelt von dem Leben und Aufwachsen in den Ghettos von Rio de Janeiro. Der Film verfolgt das Leben einiger Kinder von den 60er bis in die 80er Jahre. Schnell steigen sie die

„Karriereleiter“ vom Unterstützer kleinerer Überfälle bis hin zum mächtigen Drogenboss hinauf. Es geht um Freundschaft, Bandenkriege, Rache. Aber auch um Hoffnung.

Dieser Film ist einer, der unter die Haut geht. Durch die Augen von Protagonist Buscapé taucht man in die leidenschaftliche, jedoch grausame Welt der Armensiedlungen ein. Schnell lernt man die Hauptcharaktere kennen, alles Jungs des Viertels in Rio. Und hier lebt es sich eher nach dem Motto: Fressen oder gefressen werden. Schon die Kleinsten greifen zu Waffen, um sich Respekt und Scheine zu verdienen. Gewalt scheint die einzige Konfliktbewältigung zu sein. Auch der Tod ist dort an der Tagesordnung, denn Kinder gehen wie selbstverständlich an den Leichen vorbei und beeilen sich zur Schule. Doch durch City of God lernt man zu verstehen, dass dieses Leben ein einziger Teufelskreis ist. Durch die mangelnde Unterstützung seitens der Regierung bedingt die Armut und schlechte Bildung ein Leben bestimmt von Überfällen und Drogenhandel.

Einige Male gibt es hoffnungsvolle, junge Menschen, die versuchen dem Elend zu entfliehen. Doch allen misslingt der Versuch und sie enden meist mit einer Kugel im Kopf. Der einzige Hoffnungsträger scheint Buscapé zu sein, der eine Karriere als Fotograf anstrebt.

Und auch Korruption seitens der Polizei spielt inmitten der Bandenkriege und den Drogengeschäften eine wichtige Rolle. Einige Szenen zeigen Polizisten, die sich für Geld nicht in die Konflikte einmischen und die Augen verschließen.

Die Kritik an den sozialen Missständen wird durch die kontinuierliche Verfolgung der jungen Männer über 20 Jahre besonders bewusst. Wenn sich nichts an den gesellschaftlichen Umständen ändert, kann sich auch das Leben in den Ghettos nicht ändern.

Besonders ergreifend wirkt City of God vor dem Hintergrund, dass er auf wahren Begebenheiten passiert. So hat jeder erschossene Mann und jede vergewaltigte Frau viel mehr Bedeutung, als nur die Gewalt als Motiv im Film zu verdeutlichen.

Doch nicht nur dieses Wissen lässt den Film realistisch darstellen. Die meisten der Darsteller sind junge Menschen, die selbst aus diesen Favelas stammen. In einem sechsmonatigen Theater- Workshop wurden sie an ihre Rollen herangeführt. Und diese Authentizität spürt man auch. Vor allem die Figur ,,Locke der Boss‘‘ überzeugt durch seine stechenden Blicke und die Kinderdarsteller spielen mit einer Art Abgeklärtheit, die man nicht einstudieren kann.

Die Rolle der Frau hat in diesem Film eine zwiegespaltene Rolle. Auf der einen Seite sind sie nur ein Accessoire. Denn keiner der Hauptdarsteller in weiblich. Sie erscheinen eigentlich nur im Zusammenhang einer Liebesbeziehung. Aber auf der anderen Seite sind sie es, die den Protagonisten und damit auch dem Zuschauer Hoffnung machen. Die Frauen sind es, welche die Männer zu einem Neustart an einem anderen Ort und zu einem besseren Leben inspirieren, auch wenn diese fehlschlagen. Durch sie erfährt man, dass Gemeinschaft und Geborgenheit ein Grundbedürfnis sind, dass in diesen Vierteln nicht selbstverständlich ist. Zudem zeigen die kurzen Einblicke in das Leben der Frauen dort, dass sie unheimlich stark und selbstbewusst sind, aber auch viel einstecken müssen. Trotzdem ist der Film in keiner Weise feministisch geprägt, sondern ein Gangsterdrama.

Ein negativer Kritikpunkt ist der ausschweifende Inhalt von City of God. In die ohnehin schon langen 128 Minuten Spielzeit wird eine enorme Fülle an verschiedenen Geschichten gepackt. Wenn einen Themen wie Krieg zwischen Drogenbanden nicht sehr interessieren, kann der Film langatmig erscheinen.

City of God möchte seinen Zuschauern ein Gefühl für die Zustände in den Ghettos von Rio vermitteln. Und mit reichlich Action, aber auch herzzerreißenden Szenen und mit der Andeutung der alltäglichen Gewalt gelingt es ihm sehr gut. Eine Empfehlung für einen intensiv erlebten Filmeabend – der wohl auch den ein oder anderen zum Nachdenken anregen wird.

Und das Huhn? Das hat überlebt.

verfasst im Sommersemester 2018 

 

City of God…: eine Rezension von Janett Ohoven

„Wenn du wegläufst, fangen sie dich. Wenn du bleibst, fressen sie dich“, so lauten die Aussichten, die ein Leben hat, wenn du aus der Stadt Gottes kommst (engl. „City of God“). Dort hat gefühlt jeder eine Waffe und diese kommt auch zum Einsatz. Ein Leben zählt dort nicht viel im Kampf um Geld, Macht, Einfluss und das nackte Überleben.

Es ist ein schier endlos scheinender Kreislauf von Gewalt, wo schon die Kinder das reflektieren, was ihnen von ihrer Umgebung vorgelebt wird. Sie haben im Milieu der skrupellosen Drogenbosse keine andere Wahl, als sich ihrem Schicksal schnell zu fügen und selbst wehrhaft zu werden. Sie greifen zur Waffe und werden – wie im Fall von Löckchen (später Locke) – zu blutrünstigen Mördern.

Locke ändert durch seinen Überfall auf ein Hotel das Klima in der Siedlung für immer, als er dort seine unbändige Lust am Töten entdeckt. Er dominiert als späterer Bandenchef und Drogenopportunist den Film durch eine Vielzahl von abscheulichen Taten. Doch gebannt fiebert der Zuschauer mit einem anderen Charakter mit, dessen Stimme aus dem Off gleichzeitig die Geschichte seiner Stadt erzählt. Über 2 Stunden nimmt er den Zuschauer auf eine 15 Jahre lange Reise mit, die keinen narrativen Anfang oder Endpunkt zu haben scheint.

Der Junge hinter der Stimme ist Buscapé. Er ist einer von vielen, die versuchen, der kriminellen Siedlung Nahe Rio de Janeiro zu entkommen. Doch anders als die anderen, scheint er ganz gute Chancen zu haben. Er möchte keinen Menschen töten, Drogen verkaufen und irgendwann in einer Blutlache am Straßenrand enden. Er möchte Fotograf werden und arbeitet hart daran. Ausgerechnet seine elende Herkunft soll ihn den entscheidenden Schritt näher an die Erfüllung seines Traumes bringen, denn Buscapé hat journalistische Zugänge, die sonst keiner hat.

Jedoch befindet er sich – wie bereits in der Einstiegsszene deutlich wird – zwischen den Fronten. Er steht zwischen den Gangs und der Polizei, die beide ihre Waffen auf ihn gerichtet haben. Entweder wird er zum Verräter und zieht den Unmut seiner Freunde auf sich oder er wird kriminell, um sich die Mittel zu beschaffen, aus der Stadt auszubrechen und gerät dadurch in Konflikt mit dem Gesetz. So oder so, scheint sein Todesurteil besiegelt. Der Film zeigt Buscapé dabei, wie er reflektiert, für welche Seite er sich wohl entscheidet, um zu überleben.

Der Film ist unheimlich schnell, sodass man aufpassen muss, um nicht zu verpassen, wenn einer der Hauptcharaktere wegfällt. Doch hat dies keine großen Auswirkungen auf die Handlung, da die Stimmung der Charaktere durchweg sehr angespannt und von Racheakten derart durchzogen ist, dass ein einzelner Mord bei der Aggressivität nicht groß ins Gewicht fällt. Die Hierarchien der Banden passen sich relativ schnell an Verluste an und ersetzten die weggefallenen Personen gleich mit der nächsten Generation, was die Aussichtslosigkeit der Lage noch einmal unterstreicht.

Es scheint zwar aufgrund der vielen Zeitsprünge, hektischer Kameraführung, zahlloser Charaktere und verworrener Story, die nahtlos aufeinander aufbaut, einiges zu passieren, doch im Grunde geht es doch immer nur um das eine: Schießen und Erschossen werden. Kurz aufgelockert durch eine kleine Lovestory. Es wirkt dadurch manchmal etwas einfallslos, was die Konfliktbewältigung betrifft, obgleich der Film nur die Realität widerspiegelt. Zudem wirft der Film auch die wichtige Frage auf: Wie entflieht man diesem Kreislauf?

Die „City of God“ ist eine real existierende Favela in Rio de Janeiro – wie man ein brasilianisches Armenviertel bezeichnet, deren Bewohner meist aufgrund von Armut, mangelnder Perspektive, Nichtbeschäftigung und geringer Bildung kriminell werden. Die Menschen darin fühlen sich oft wie auf dem Abstellgleis der Gesellschaft.

Einst wurden in der „City of God“ tatsächlich an jeder Straßenecke Drogen verkauft und jeder war bewaffnet. Heute, fast 20 Jahre nach dem Erscheinen des Films, sieht es dort etwas anders aus. In der Stadt wird nun 24 Stunden am Tag Polizei stationiert – ein revolutionärer Zustand für die Favelas. Die Beamten werden zunehmend als wichtige Schutzfunktion für ein besseres Leben von der Zivilbevölkerung akzeptiert und gewinnt dessen Vertrauen. Die Drogendealer können nicht mehr mit ihren Waffen auf der Straße stehen und die Mordrate ist drastisch gesunken.

So ist die Siedlung „City of God“ ein Modelbeispiel für den Erfolg dieses Vorgehens. Jedoch bleibt es nur ein Tropfen auf dem heißen Stein, und eine, aufgrund der Medienpräsenz der durch den Film bekannten Favela, reine Augenwischerei im Zuge von Großereignissen wie der Fußball-WM oder den Olympischen Spielen. Denn nur rund 2 Duzend der insgesamt 600 Favelas in Rio werden so behandelt.

Die Stadt nimmt eine wichtige Rolle im Film ein. Sie ist bildlich und in der Mentalität der Figuren omnipräsent. Die Handlung hängt von ihrer Umgebung ab und kommt durch sie überhaupt erst zu ihrer Existenz. Auffällig ist vor allem der Farbwechsel von anfänglich warmen Tönen, zu dunklen, kühlen Blautönen, als die Kinder der Generation, die im Film beleuchtet wird, erwachsen und mit der Realität konfrontiert werden.

Die Erzählerstimme wird geschickt eingesetzt. Sie führt den Zuschauer und Zuhörer in die Szenen ein und holt sie wieder raus und macht dabei neugierig auf mehr, indem sie beispielsweise andeutet, dass gewisse kurz auftretende Figuren später noch wichtig werden. So deckt sie sich auch gut mit Buscapés späterer journalistischer Tätigkeit. Noch dazu sorgt sie dafür, das Buscapé als eine der eher zurückhaltenden Figuren trotz der Vielzahl an Charakteren nicht untergeht und noch dazu erfrischend ruhig und normal wirkt.

Die Story bezieht jeden Charakter in den Handlungsstrang mit ein und ist dadurch nicht beschränkt auf einzelne Orte und Figurenbeziehungen. Jeder hat mit jedem zu tun und so wirkt der Film relativ frei in seiner Beweglichkeit. Es passiert zudem deutlich mehr, als der Betrachter in einer einzelnen Szene mitbekommt – was durch einige Split-Screens verdeutlich wird – Die Filmwelt wirkt dadurch sehr multidimensional und real. Nicht zuletzt durch den Einsatz von überwiegend Laiendarstellern wird diese authentische Atmosphäre noch verstärkt.

Mit der Handkamera werden viele außergewöhnliche, dynamische Perspektiven gezeigt, die den Betrachter fühlen lassen, als wäre er mittendrin im Geschehen und würde beinahe durch die Augen der Figuren schauen. Regisseur Fernando Meirelles und sein Team wurden dafür sogar für den Oscar nominiert, den sie zum Bedauern vieler Filmfans und Ranglisten wie imdb nicht erhalten haben, die den Film als einer der besten Werke überhaupt einordnen.

Was den Film besonders sehenswert macht, sind seine Bilder und ein sehr vielschichtig aufgebauter Plot. Doch auch sein dokumentarischer Charakter ist wertvoll. Er macht auf wichtige soziale Probleme wie die Ungleichheit zwischen Arm und Reich in den Favelas aufmerksam und zeigt vor allem nicht das Postkartenimage, welches von Rio in den Medien gern werbeträchtig propagiert wird. Dies hat zu Debatten in Brasilien und einigen Fortschritten im Umgang mit der weniger schönen Seite dieses Paradieses geführt, die sonst eher im Dunkeln bleibt.

verfasst im Sommersemester 2018 

 

City of God…: ein Text von Seda Saka

City of God ist ein im Jahre 2002 gedrehter Kinofilm und fällt unter das Genre Drama und Kriminalfilm. Der Film entstand unter der Regie von Fernando Meirelles und Kátia Lund und orientiert sich an den gleichnamigen Roman von Paulo Lins, der selber als Kind in dem Viertel aufwuchs. Der Film basiert auf wahren Begebenheiten und erzählt über die Kriminalität in einem Armenviertel am Rande Rio de Janeiros.

Der Film spielt zwischen den 1960er und 1980er Jahren in der Stadt namens City of God ab und erzählt die Sicht von Buscapé, wie der Bandenkrieg des Viertels begonnen hat. Locke – der spätere Anführer einer Drogengang in der Siedlung – war begeistert von den ,,White Angels’’, eine Gang im Viertel, die kleine Überfälle durchführten, um an Geld zu kommen. Nach einem Überfall in einem Bordell, lernte der damals noch junge Locke – damals Löckchen genannt, gefallen an das Töten und konnte seitdem nicht mehr damit aufhören. Besessen von der Idee die alleinige Macht über das Viertel zu erlangen, tötet er nach und nach die meisten seiner Konkurrenten und räumte sie somit aus dem Weg. Nachdem Bené – der Beste Freund von Locke, versehentlich von Karottes Gang erschossen wurde, beginnt der Bandenkrieg und das Leben im Viertel gleicht Kriegsähnlichen zuständen.

Auf der einen Seite Jugendliche und Kinder mit Waffen und auf der anderen Seite Polizisten und Buscapé steht mitten drin. So endet und fängt die Geschichte von City of God an. Es scheint als ob man in City of God nur zwei Möglichkeiten hat zu überleben. Entweder man wird zu einer der größten Gangster im Viertel oder man schafft es aus dem Viertel hinaus. Mit diesen Entscheidungen werden auch einige Charaktere in dem Film konfrontiert. Buscapé der den Traum hat, ein berühmter Pressefotograf zu werden um aus dem Viertel raus zu kommen oder Cabeleira der mit der Kriminalität aufhören will, um mit seiner Freundin ein neues Leben außerhalb des Viertels anzufangen. Buscapé, der nicht nur als Darsteller sondern auch als Stimme aus dem Off fungiert, bringt einem das Viertel näher und zeigt wie sich eine anfängliche Sozialsiedlung nach und nach in ein Elendsviertel entwickelt. Zusätzlich erlangt man einen Eindruck in die Innenwelt einiger Charaktere und dessen Beiträge bzw. Beweggründe für den letztlich entstandenen Bandenkrieg. Im Viertel herrschen eigene Gesetze, die Gesetze der Anarchie. Wer die meisten Waffen und Gefolgsleute hat, kann sich durchsetzen. Dies werden auch an den dort lebenden Kindern verdeutlicht, die bereits im Kindesalter zur Waffe greifen. Obwohl die Hauptdarsteller wie professionelle Kriminelle wirken, die ohne mit der Wimper zu zucken töten, werden neben den etlichen Gewaltszenen durch Liebesszenen und Humor die Tatsache verdeutlicht, dass es sich hierbei um Jugendliche und Kinder handelt, die ähnliche Sehnsüchte und Träume wie andere Jugendliche haben, die außerhalb des Viertels leben. Buscapé der darauf hofft mit Angelika sein erstes Mal zu haben oder der Versuch von Locke und seiner Bande mit Waffen einem entflohenen Huhn durch die ganze Stadt hinterher zu Jagen.

“City of God” ist nicht nur ein Gangster- oder Ghettofilm sondern auch dokumentarisch angehaucht. Meirelles hat durch die Wahl der Darsteller, die bis auf einige im echten Viertel leben, eine gewisse Authentizität hergestellt. Im Film selbst wird dies nicht nur durch die Darsteller, sondern auch an den Handlungen die oftmals sehr Gewaltsam, aber gleichzeitig auch realistisch wirken gegeben. “City of God” zeigt was passieren kann, wenn man Menschen die aus sozial schwächeren Kreisen kommen, in eine Siedlung deportiert und von der “außen Welt” isoliert.

verfasst im Sommersemester 2018 

 

City of God…: ein Text von Merve Köybaşı

Der brasilianische Kinofilm „City of God“ (Originaltitel: Cidade de Deus), dessen Drehbuch sich am gleichnamigen Roman von Paulo Lins orientiert, zeigt die in den 60er bis in die späten 80er- Jahre andauernden Lebensverhältnisse und aufeinanderfolgenden Ereignisse der Armensiedlungen von Rio de Janeiro am Beispiel der „Stadt Gottes“ auf.

In den Sechzigerjahren wachsen in der „Stadt Gottes“ die Jugendlichen Cabeleira, Aicate und Marecco auf. Die drei Gefürchteten der Gangsterbande „Wild Angels“ geben den Ton in der Siedlung an. Immer dabei sind zudem Dadinho, genannt „Löckchen“ und Bené, der kleine Bruder von Cabeleira. Buscapé, der jüngere Bruder von Marecco, sieht den Taten der Bande zu, hält sich jedoch aus den Geschäften seines Bruders heraus.

Löckchen nimmt sich die Älteren als Vorbild und träumt davon, ein gefürchteter und erfolgreicher Bandenführer zu werden. Um Ansehen bei den „Wild Angels“ zu erlangen, stiftet er Cabeleira, Aicate und Marecco zu einem Raubüberfall in einem Stundenhotel an. Obwohl die Idee von ihm stammt und Löckchen es kaum abwarten kann, bei dem Überfall mitzumachen, wird er von den Älteren ausgegrenzt. Er soll Wache stehen, um die „Wild Angels“ durch ein vereinbartes Zeichen vor der Polizei zu warnen. Löckchen, der sich mittlerweile draußen langweilt, erteilt das Zeichen zu früh, sodass die „Wild Angels“ mit kleiner Beute in einem gestohlenen Auto das Gelände ohne ihn verlassen. Löckchen geht zwischenzeitlich in das Hotel zurück und erschießt aus großer Mordlust, schrill lachend, alle sich in den Hotelräumen aufhaltenden Personen.

Der Regisseur Fernando Meirelles lässt den Zuschauer schon zu Anfang des Filmes ahnen, welche schrecklichen Ausgänge die Taten der einzelnen Charaktere mit sich bringen werden und tatsächlich werden die Informationen über einzelne Geschehnisse in Rückblenden nachgereicht. Während die drei Mitglieder der „Wild Angels“ anfangs einen Lastwagen überfallen, wirken sie noch wie eine kindische Bande, die zwar mit echten Waffen umgeht, diese aber nicht benutzt. Auch der Überfall auf das Stundenhotel wirkt noch wie ein amüsanter Diebesstreich. Aber schon kurz darauf lehrt der Film, dass genau auf diese Art und Weise die Eskalation beginnt.

Mithilfe der weiteren filmtechnischen Möglichkeiten, wie z.B. die Handkamera, das schnelle Aufeinanderfolgen von Bildern oder der Zoom auf das Straßentreiben, betont Meirelles das zunehmende Gewaltleben und setzt die authentische Gestaltung des Filmes erfolgreich um. In einer Siedlung, wo Gewalt und Chaos herrscht, wo Waffen und Drogen das Leben der Bewohner bestimmen und die ansteigende Zahl der Toten keine Verwunderung auslöst, weil man kein anderes Leben außer dieses kennt, scheint das Gefühl der Liebe die Situation retten zu können – wie etwa als Cabeilera sich auf dem ersten Blick verliebt oder Bené aus Liebe zu Angelica aus der Bande aussteigen möchte. Aber auch hier schafft Meirelles, durch nicht vorhersehbare Ereignisse, den letzten Funken Hoffnung auf bessere Aussichten zu vernichten.

Der Film, der auf wahre Begebenheiten beruht, spiegelt die Welt der illegal gebauten Armensiedlungen in Rio de Janeiro, die Favelas, wieder. Zwei Millionen Menschen, ein Drittel der Bevölkerung von Rio, leben in den Favelas. Dort herrschen die Regeln und die Kriege der Drogenmafia, die hauptsächlich von Kindersoldaten geführt werden. Im Auftrag für die in Konkurrenz stehender Drogenbosse dealen, foltern oder töten die Kinder täglich und hoffen auf eine Karriere in einem der Drogenbanden. Denn nur wer dazugehört, hat in der Siedlung das Sagen. Skrupel, Gewissen oder Mitleid ist das Letzte, was die Kindersoldaten in den Favelas brauchen, da das Drogengeschäft sonst nicht funktioniert. Der Film nimmt auch Bezug auf diesen Aspekt, als „Locke der Boss“ (Löckchen, der inzwischen gefürchteter Drogenboss geworden ist) zwei kleinen Jungen, die zu einer Kinderbande gehören, in die Füße schießt und einen Dritten der Kinderbande dazu auffordert, einen der Jungen zu erschießen.

Früher oder später werden die meisten der Kindersoldaten Opfer eines gewaltsamen Todes, entweder im Kampf rivalisierender Drogenbanden oder in einem Gefecht mit der Polizei. Die Behörden setzen heute beim Kampf gegen das Verbrechen der Favelas das Schock-Team der Militärpolizei von Rio de Janeiro ein, um den Weg für die Friedenseinheiten frei zu machen, die den Bewohnern der Favelas dauerhaft Sicherheit geben sollen. Der Film zeigt an dieser Stelle, dass einige Polizisten bei den Waffen- und Drogengeschäften mitmachen, indem sie korrupt handeln und die Banden gegeneinander ausliefern. Diese Tatsache bringt auch heute noch viele Nachteile bei der Bekämpfung der Drogenbanden durch die Behörden mit sich, da sich die Militär- und Zivilpolizei oft gegenseitig blockieren.

verfasst im Sommersemester 2018

Für das Hintergrundwissen verwendete Internetquellen (aufgerufen am 20.06.2018): https://www.youtube.com/watch?v=Q9NrC59yPTA

http://www.in-brasilien.de/dokumentation-die-welt-der-favelas/

https://www.br.de/fernsehen/ard-alpha/sendungen/schulfernsehen/kindergangster-von-rio104.html

https://www.welt.de/reise/article155935289/Die-wichtigste-Regel-Kommen-Sie-niemals- allein.html#cs-lazy-picture-placeholder-01c4eedaca.png

 

 

City of God…: eine Rezension von Philip Lortz

“City of God” – viele verbinden damit direkt den Film von Fernando Meirelles. Viele vergessen dabei jedoch, dass es sich nicht nur um einen Film aus dem Jahr 2002 handelt, sondern seit Mitte der 80er Jahre eine real existierende Favela im Westen Rio de Janeiros ist. Die Geschehnisse im Film basieren auf dem gleichnamigen Buch von Paulo Lins, welcher dort aufwuchs und seine Inspiration gewann. Es stellt sich also die Frage, wie viel Realität steckt in einem eigentlich fiktiven Werk?

Aus der Sicht von Buscapé (Alexandre Rodriguez) startet die Geschichte in der namensgebenden Favela in den 1960er Jahren. Die Favela selbst ist ein in die Ödnis gestampfter Ort für die Unterschicht, welcher für die Einwohner nicht trostloser sein könnte. Schnell wird somit klar, dass weder Polizei, noch Politiker dort das sagen haben. Gewalt ist dort an der Tagesordnung, was auch Buscapé schon in sehr jungen Jahren erfahren muss. Sein Bruder Marreco ist Mitglied der „White Angels“. Einer Gang, die immer wieder Überfälle auf z.B. Gaslaster ausübt. Löckchen (Leandro Firmino da Hora) wäre am liebsten auch ein Gangmitglied, auch wenn er etwa das Alter von Buscapé hat und somit viel jünger ist, als die Mitglieder der White Angels. Bei einem missglückten Überfall auf ein Bordell, an dem Löckchen auch teilgenommen hat, müssen die Mitglieder für lange Zeit untertauchen, was nicht allen so gut gelingt wie Löckchen. Jahre später sind Buscapé und Löckchen ihrem Traum, die größten Dealer der Welt zu werden, schon einige Schritte nähergekommen.            Daraus ergeben sich natürlich viele Probleme, die die beiden vor immer größer werdende Entscheidungen stellt. Wer glücklich werden will, muss hier die richtigen Entscheidungen treffen, nicht nur im Geschäft, sondern auch in der Liebe.

Auch wenn die Situation in den Favelas Brasiliens für Europäer schwer zu fassen ist, so erzählt dieser Film eine ausdrucksstarke Geschichte. Gerade dadurch, dass fast alle Laiendarsteller sind und diese auch rund um die Favelas in Rio gecastet wurden, erzielt der Film eine erfrischende Ehrlichkeit. Ebenfalls aber so ehrlich, dass Mord und Todeslust in der Hektik des Lebens und Ablebens erschreckend kalkuliert wirken. Prägend dafür ist die Jagd nach dem Huhn, welches durch die engen Gassen gehetzt wird. Schon vor dem Beginn der Jagd steht fest, dass das Huhn nun sterben wird. Diese Symbolik zieht sich durch den ganzen Film und zeigt vermehrt, wie wenig ein Leben in den Favelas wert ist. Vehement wird dem Zuschauer die Quintessenz von Kriminalität in das Gehirn gehämmert: Gewalt erzeugt nur mehr Gewalt. Und mit jedem Mord wird ein Rächer geboren. Von eben diesem lebt der Film. So scheint es, dass die anderen Hühner ihr getötetes Huhn nur deswegen nicht rächen, weil sie selber keine Waffen haben.

Ebenfalls symbolisch für die erschreckende filmische Darstellung des Lebens in den Favelas ist, dass dadurch Diskussionen in Brasilien um die Situation in den Favelas entfacht wurden. Was zeigt, dass das Leben dort von jeglicher uns bekannter Realität, sowie Norm- und Wertvorstellung abweicht. Ebenso erschreckend ist aber auch, dass ein Film uns extra darauf hinweisen muss wie es dort zu sein scheint. Dass es dort seit den 80er Jahren aber annehmlich nicht besser geworden ist, spricht auch dafür, dass die Favelas schon längst kein Ort der Regierung, der Zeitungen, der Polizei ist.

Das was der Film aber auch häufig zeigt, ist, dass selbst so ein unwirklicher Ort normale Menschen mit Gefühlen, Ängsten und Träumen beherbergt. So hat Buscapé den Traum Photograph zu werden, Bené will mit seiner Freundin auf einer Farm leben und Locke ist deprimiert, weil keine Frau ihn will. Dieser letzte Punkt versucht auch zu erklären, warum Locke so viel Hass in sich trägt. Dieses Argument verblasst jedoch in Hinblick auf die Anzahl der verübten Morde. Immer wieder wird dem Zuschauer offenbart, wie leicht man in der City of God vom normalen Bürger, zum Mörder werden kann. Bestes Beispiel dafür ist Mané, der anfangs noch Fahrkartenkontrolleur ist, später aber zum rücksichtslosen Killer wird.

Während der Film in vielen Szene durch Skrupellosigkeit überrascht, so dient häufig das Motiv der Rache zur Bereinigung noch offener Fragen und Unschlüssigkeiten. Dies kann für den Zuschauer als Unangenehm empfunden werden, da immer wieder ein weiterer Rächer aus der Gebärmutter der Favela entspringt, andererseits wird dadurch erschütternd deutlich die Sinnlosigkeit des Krieges aufgezeigt. Die Rache wird allerdings nicht nur von den Rächern vorangetrieben, sondern, so scheint es, ist Leben und Tod bereits im Gesetzbuch des Universums verankert.

Die Länge von 123 Minuten und die schockierende Brutalität sollte nicht davon abhalten, diesen Film anzuschauen. Hier dreht sich ein Karussell der Gefühle um Themen wie Liebe, Hass, Gewalt und Trauer. Gerade diese Konstellation zwischen Schock und Mitleid kann begeistern. Zudem hat kaum ein anderer Film die Umstände der Favelas so präzise einfangen können und kaum ein Zuschauer wird nicht von der Inszenierung und den jeweiligen Geschichten überwältigt sein.

verfasst im Sommersemester 2018

 

City of God…: eine Kritik von Dustin Heye

Bewaffnete und oft tödliche Bandenkriege von jungen Erwachsenen, Jugendlichen und sogar Kindern bestimmen den Alltag – es ist schon sehr ironisch und irgendwo auch zynisch, dass ausgerechnet die Stadt Gottes, die City of God immer mehr im Elend versinkt. Dies sind ein paar von vielen extremen Aspekten, mit denen sich die Regisseure Fernando Meirelles und Kátia Lund im Rahmen des Kinofilms City of God aus dem Jahre 2002 beschäftigt haben. Umso erschreckender ist die Tatsache, dass die Ereignisse und Charaktere dieses Filmes auf tatsächliche Ereignisse aus den Armenvierteln in Rio de Janeiro im Zeitraum zwischen den sechziger und achtziger Jahren basieren.

Ähnlich wie in der Realität spielt auch der Film im Zeitraum zwischen den sechziger und achtziger Jahren und erzählt die Geschichte der Stadt Gottes, einer Stadt mit einer hohen Armutsquote in Brasilien. Über die Jahre nehmen wir die Blickwinkel verschiedener Charaktere ein, die alle zwar ein anderes Lebensziel haben, diese sich allerdings irgendwo trotzdem um die City of God drehen. Trotz des katastrophalen Umfeldes wird deutlich, dass es Ziele sind, die auch jeder Durchschnittsbürger hat: Das Ziel seinen Traumberuf ausüben zu können, die Aufmerksamkeit seiner Traumfrau auf sich ziehen, der berufliche Aufstieg oder ein besseres Leben für sich und seine Familie. Gleichzeitig erzählt der Film von den Bandenkriegen innerhalb der Stadt und wie jede Generation die nächste abgelöst hat und die unterschiedlichen Führungsstile die Bewohner und die Lage der Stadt, positiv oder negativ, beeinflusst haben. Die Geschichte der Stadt wird von Buscapé vorgestellt. Buscapé will die City of God verlassen und hat den Traum Fotograf zu werden. Er hält sich aus den Bandenkriegen raus und versucht, ohne die Ausübung von Gewalt Geld zu verdienen. Eines Tages wird er jedoch mit in den Bandenkonflikt reingezogen und kriegt dadurch allerdings gleichzeitig die Chance, seinen Traum als Fotograf auszuleben. Für Buscapé beginnt ein doppeltes und gefährliches Spiel, bei dem sein Leben gegen seinen Traum als Fotograf auf dem Spiel steht.

Der Film schafft es, ein ziemlich komplexes Thema wiederzugeben und zeigt dazu auch noch den Alltag verschiedener Personen in der Stadt Gottes. Aus dieser Kombination entsteht eine spannende Geschichte, die auch visuell gut in Szene gesetzt wird. Schon alleine am Anfang erleben wir die Flucht aus der City of God, die ein zentrales Thema im Film ist, am Beispiel eines Huhns. Dieses Huhn rennt kreuz und quer durch die Stadt, auf der Flucht vor den Banden, die es töten wollen. Oft wird der Zuschauer durch Bilder auf eine falsche Fährte geführt: Wir erleben, wie eine Pistolenkugel abgefeuert wird und sie droht einen Charakter zu töten. Es stellt sich allerdings heraus, dass es lediglich ein Autospiegel war, welcher die Reflexion des gefährdeten Charakters gezeigt hat. Diese falsche Fährtenlegung ist schon fast ein Stilmittel des Filmes und sorgt für einige Überraschungen beim Zuschauer. Der Film springt auch oft zwischen den Zeiten und Generationen rum und lässt gerne mal gewisse Details weg, die dann zu einem späteren Zeitpunkt offenbart werden. Hier ist eine gute Auffassungsgabe gefragt, um diesen ganzen Sprüngen folgen zu können. Generell ist der Film nichts für Zuschauer, die einen ruhigen Popcorn-Film sehen wollen, denn der Film ist mit so viel Handlung und so vielen Charakteren vollgespickt, dass es manchmal schwer sein kann, nicht den Faden zu verlieren.

Das Zuschauen erfordert viel Konzentration und es kann leider sehr schnell passieren, dass man bei einer Ablenkung nicht mehr ganz durchschaut, wie sich der Plot nun entwickelt hat und wie gewisse Charaktere mit anderen verknüpft sind. Zuschauer, die keine Probleme haben, längere und anspruchsvollere Filme zu verfolgen, werden in der Handlung viele Wendungen und die eine oder andere Überraschung erleben. Bei diversen Nebencharakteren hätten noch ein paar mehr Informationen über ihre Träume und Interessen geholfen, ohne welche diese im Film doch eher recht eindimensional wirken. Dafür haben die Verantwortlichen hier eine gute Balance gefunden, die es schafft, auf die Missstände in den Armenvierteln aufmerksam zu machen, ohne dass es zu überdramatisiert oder zu dokumentarisch wirkt. Diese Balance hilft City of God dabei, mit einer überzeugenden Handlung zu punkten, die durchweg authentisch und spannend wirkt. Für Zuschauer, die sich interessante Handlungen und Charaktere wünschen, die nicht unbedingt dem klassischen Schema von Gut und Böse entsprechen und abgehärtet sind, gegenüber einem Maß von Gewalt und Brutalität, bei dem sogar ein Kind vor laufender Kamera erschossen wird, könnte dieser Film durchaus ein interessantes Erlebnis werden. Denn gerade diese Aspekte sind es, die City of God von einer klassischen fiktionalen Geschichte abheben: Der Zuschauer wird mit der Wahrheit konfrontiert und erlebt eine Geschichte, wie man sie nicht von vielen konventionellen Filmen kennt und zu realistisch wirkt. Gleichzeitig besitzt sie aber doch Elemente eines klassischen Spielfilmes und folgt dem Muster einer filmischen Umsetzung. Diese Mischung ist es, die City of God zu einem einzigartigen Erlebnis macht.

verfasst im Sommersemester 2018

 

Filmdaten: Terminator

USA 1984
(Original-Titel: The Terminator)
 
Regie: James Cameron
 
Drehbuch: James Cameron, Gale Anne Hurd
 
Produktion: Gale Anne Hurd
 
Kamera: Adam Greenberg
 
Schnitt: Mark Goldblatt
 
Musik: Brad Fiedel
 
Besetzung: Arnold Schwarzenegger, Michael Biehn, Linda Hamilton, u.a.
 
Länge: 107 Min
 
FSK: 16
 

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Terminator…: eine Kritik von Lucas Mertens

Wäre es ein Zeitparadoxon, wenn jemand aus der Zukunft kommt, um seine Zukunft zu verhindern, aber dadurch diese überhaupt erst erschafft? Die Antwort darauf wäre, dass man dadurch in einer Zeitschleife gefangen wäre.

Der Fantasy und Science-Fiction Film „Terminator“, im Jahre 1984 erschienen, handelt von einem Androiden, der in die Vergangenheit geschickt wird. Nach den Folgen eines Atomkrieges im Jahr 2029 herrschen die Maschinen über die Welt. Ihre einzige Bedrohung ist ein Mann namens John Connor. Um sich dieses Problems zu entledigen schickten die Maschinen einen Terminator (Arnold Schwarzenegger), ein Roboter der wie ein Mensch aussieht, zurück in das Los Angeles des Jahres 1984. Dort soll der die Mutter des Anführers der Widerstandskämpfer John Connor terminieren, also auslöschen. Gefolgt wird der Terminator von einem Menschen namens Kyle Reese (Michael Biehn), der den Auftrag hat die Frau Sarah Connor (Linda Hamilton) um jeden Preis zu beschützen, damit der Terminator keinen Erfolg auf seiner Mission erzielt. Der Cyborg fällt in der Welt von 1984 nicht auf, der dieser von menschlichem Gewebe umhüllt ist und somit wie ein Mensch aussieht. Nachdem er sich mit Klamotten und Waffen ausgestattet hat beginnt er seine Suche nach der Mutter Sarah Connor. Da dieser Name nicht nur einmal in Amerika vorhanden ist, werden nach der Reihenfolge im Telefonbuch, Frauen mit diesem Namen aufgesucht und getötet. Als dann nur noch die gesuchte Sarah Connor übrigbleibt, beginnt der Wettlauf gegen die Zeit, wer diese zuerst ausfindig macht. Der Terminator und Kyle Reese werden mittlerweile beide von der Polizei verfolgt und von Frau Connor gefürchtet. Es liegt nun an Reese ihr Vertrauen zu gewinnen und dem Terminator zu entkommen, was nicht die einfachste Aufgabe ist, da dieser unzerstörbar wirkt.

Der Film ist der Erste aus der Reihe von, bis dato, fünf Kinofilmen und einer Fernsehserie. Er erreichte mit der Zeit den Status eines Kultfilmes und war der erste große Meilenstein in der Schauspielkarriere von Arnold Schwarzenegger. Sein Zitat als Terminator „I’ll be back“ belegte den 37. Platz von 100 auf einer Liste von berühmten Filmzitaten des American Film Institute.

Der damalige Einsatz von der Stop-Motion-Technik lies das maschinelle Aussehen des Terminators unreell und bedrohlich wirken, während es im Vergleich zu dem heutigen Einsatz von CGI natürlich eher als amüsant empfunden wird. Auch die düstere, unheimliche Zukunft wirkt aus heutige Sicht nur wie ein Schrottplatz bei Gewitter. Immer wenn der Terminator auftaucht, beginnt eine hektische Musik, die die Spannung fördern soll, was bei Thriller und Horrorfilmen eine gängige Methode ist. Die ständige Bedrohung durch den Terminator und die aussichtslose Lage ihn nicht aufhalten zu können, sollte dem ganzen Film eine Terrorstimmung vermitteln, was leider durch die wenig begeistert wirkenden Reaktionen der Schauspieler untergeht. Verletzungen des Terminators, beispielsweise am Kopf, wurden durch eine Maske von Schwarzeneggers Kopf dargestellt, die sehr befremdlich und merkwürdig aussieht.

Arnold Schwarzenegger, der damals noch am Anfang seiner Schauspielkarriere stand, spielt den Terminator. Durch seinen Körper als Bodybuilder, sowie auch seiner Körpergröße und Mimik, wirkt er wie eine unbeeindruckte und bedrohliche Erscheinung. Die Rolle passt gut auf das Klischee des Bodybuilders, der nur trainieren kann, da der Terminator kaum Sprechanteil hat und einfach nur gefährlich rüberkommen soll. Somit spielt Schwarzenegger einen Bösewicht, der skrupellos, furchtlos und gnadenlos handelt, ohne wie andere Vertreter von Antagonisten erstmal seinen Plan verrät oder Drohungen ausspricht. Er bringt auch gut rüber, dass er einen Cyborg spielt, da sein Gesichtsausdruck und seine Reaktionen stets desinteressiert sind, wenn der Terminator beschossen, überfahren, beleidigt und durch die Gegend geworfen wird oder seinen Arm repariert und sein Auge entfernt.

Eine weitere Hauptrolle stellt Sarah Connor da, gespielt von Linda Hamilton. Sie ist eine stereotypische Blondine dieser Zeit und wirkt auch am Anfang des Filmes dementsprechend. Während andere weibliche Rollen einfach bedeutungslos vernichtet werden, wird Connor etwas mehr zugetraut. Die Probleme in ihrem Leben sind die stressige Arbeit, Männer, Aussehen und natürlich wie sie das Wochenende verbringen soll. Dies ändert sich schlagartig als sie von einer Zerstörungsmaschine und einem Typen, der sie eigentlich beschützen will, aber für einen Stalker gehalten wird, verfolgt wird. Den ganzen Film ist sie hilflos und überlebt nur durch Kyle Reese. In Anbetracht der Tatsache, dass der Terminator weiterhin lebendig ist, als er mehrfach erschossen wird, reagiert sie wenig verwundet. Das ist nur ein Beispiel dafür, dass sie der Situation entsprechend eher unauthentisch wirkt. Mehr als Kreischen und Schreien kommt dabei nicht rum. Als sie erfährt, dass sie die starke Mutter des John Connors ist, der den Maschinen die Stirn bietet, kann sie dies kaum glauben. Im Laufe des Filmes scheint sie aber ihre anfänglichen Probleme vergessen zu haben und hat alles im Griff. Sarah Connor wird plötzlich zu einer Frau, die als Vorbild für weibliche Zuschauer gelten soll.

Kyle Reese ist ein Soldat des Widerstandes gegen die Maschinen in der Zukunft. Dieser schnappt sich bei der freien Wahl von unzähligen Klamotten sofort bequeme Nikes. Er wurde zurück geschickt um die Mission des Terminators zu vereiteln. John Connor habe ihm viel von seiner Mutter erzählt und anhand eines Fotos soll er diese ausfindig machen. Was anfangs wie das bedingungslose Befolgen eines Befehles wirkt, entwickelt sich später zu einer Obsession. Reese liebt Sarah Connor und hält mit diesen Gefühlen auch nicht hinter dem Berg. Während eine abscheuliche Zukunft verhindert werden soll und die Protagonisten von einem unzerstörbaren Killer verfolgt werden, blieb beiden genug Zeit für ausschweifendes Liebesgeplänkel. Außerdem erzählte Kyle von der Zukunft. Dabei erfahren wir, dass die Maschinen Camps anlegen, in denen Menschen arbeiten sollen, bis diese sterben. Ebenfalls hat er dafür eine Nummer in den Unterarm eingebrannt bekommen. Dies erinnert stark an den Holocaust. Es könnte eine Parallele zu den Juden sein, die ebenfalls mit Nummern tätowiert wurden und noch arbeiten sollten, bevor sie in „Camps“ aussortiert wurden.

Abschließend ist der Film, wenn man heutzutage von den beschränkten Möglichkeiten der technischen Umsetzung absehen kann und sich darauf einlässt, immer noch eine spannendes und entertainendes Spektakel für Science-Fiction und Zeitreise Fans. Der Film spielt außerdem teilweise im selben Jahr, in dem er auch erschienen ist, was damalige Ängste vor einer negativen technischen Revolution aufgreift. Außerdem ist „Terminator“ der Anfang einer Reihe von Filmen, die alle zusammenhängen und somit definitiv ein sehenswerter Kultfilm, vor allem, wenn man nach dem letzten Teil – 2015 erschienen – Lust auf mehr von dieser Franchise hat.

verfasst im Sommersemester 2018

 

Terminator…: eine Kritik von Janett Ohoven

Als der Terminator (Arnold Schwarzenegger) wie aus dem Nichts, umgeben von Blitzen und Nebel in der Dunkelheit erscheint und seinen nackten Körper imposant erhebt, wird ein Star und ein Kultfilm geboren. Angesetzt in Kalifornien, greift der Film heute wie damals aktuelle gesellschaftliche und entwicklungstechnische Probleme auf und ebnet dem Hauptdarsteller Schwarzenegger den Weg für eine steile Karriere in Unterhaltungsbranche und Politik – als späterer Gouverneur eben dieses US-Staates.

Regisseur James Cameron wechselt in „Terminator“ zwischen Sequenzen aus einem dystopischen Jahr 2029 und der Gegenwart, 1984. Der Terminator reist aus einer Zukunft an, in der Menschen und Maschinen gegeneinander kämpfen. Es gab einen Atomkrieg mit nur wenigen Überlebenden und die Maschinen, die ein eigenes Bewusstsein entwickelt haben, sehen in den Menschen eine Bedrohung, die unbedingt vernichtet werden muss.

Eine kleine Gruppe leistet Widerstand. Deren Anführer John Connor es gelingen wird, das Verteidigungssystem der Maschinen zu durchbrechen und den Krieg für sich zu entscheiden. Aus diesem Grund wird ein Terminator entstand, um den Feind zu eliminieren, bevor dieser überhaupt geboren wird. Johns Mutter Sarah Connor (Linda Hamilton) wird ins Visier genommen. Für die Maschinen ist es unerlässlich, dass sie stirbt, um ihren Niedergang zu verhindern. Der ebenfalls aus der Zukunft angereiste Soldat und Mensch Kyle Reese (Michael Biehn) soll sie beschützen. John Connor hat ihn persönlich geschickt, um den Terminator aufzuhalten, auch wenn dies wie eine schier unmögliche Aufgabe erscheint.

Ein Terminator ist ein Cyborg – halb Mensch, halb Maschine. Innen Technik und außen echtes menschliches Gewebe und somit nur oberflächlich verletzbar. Er hat kein Empfinden und kein Erbarmen, solange sein Ziel nicht erreicht ist. Er wird vor nichts und niemandem Halt machen bis Sarah Connor tot ist. Sowohl für die Menschen, als auch für die Maschinen ist ihr Schicksal entscheidend. Sarah, die in der Zukunft zur Legende avanciert und auf einem Foto abgebildet ist, das Kyle schon länger bei sich trägt, fasziniert ihn und er meldet sich freiwillig, um sie zu treffen. Leider erfährt der Zuschauer von solchen Begebenheiten nur aus Erzählungen und bekommt von dieser Zukunft nur wenig zu sehen.

Während der Terminator sich für seine Mission ausstattet, ahnt Sarah zunächst von nichts. Ohne Probleme besorgt er sich sehr gefährliche Waffen und kann sich dabei auffallend friedfertig alles aussuchen, was ihm gefällt – was als Kritik an den sehr lockeren Waffengesetzen in Amerika bewertet werden kann. Allein die zu lange Lieferzeit eines Models seiner Wahl wird dem Verkäufer zum Verhängnis. Schließlich hat der Terminator keine Zeit zu verlieren, sein Ziel ausfindig zu machen und erbarmungslos niederzustrecken.

Sarah hört in den Medien von einer Reihe an Morden an ihren Namensvetterinnen. Jede Frau in der Umgebung, die den Namen Sarah Connor trägt, wurde brutal ermordet und Panik steigt in ihr auf, als ihr klar wird, dass sie wohl die Nächste ist. In ihrer Not und weil sie das Gefühl hat, verfolgt zu werden, während sie nachts allein unterwegs ist, versucht sie ihre Freundin und Mitbewohnerin Ginger (Bess Motta) zu erreichen. Doch diese hat es bereits erwischt, denn der Mörder war schon bei ihr Zuhause.

Auch die Polizei verständigt Sarah, die sich sogleich auf den Weg zu ihr macht. Jedoch kennt nun der auch Terminator ihren Aufenthaltsort, den sie auf ihrem Anrufbeantworter hinterlassen und sich damit unwissend verraten hat. Als der Terminator eintrifft, hat sie das Glück, dass sich ihr vermeintlicher Verfolger Kyle als ihr Retter und Beschützer herausstellt. Sie fliehen gemeinsam, da auch die Polizei nichts gegen die scheinbar unzerstörbare Tötungsmaschine ausrichten kann und es zu einem für den Film typischen Massakern kommt.

Es folgt eine rasante, actiongeladene Jagd, bei der sich die beiden menschlichen Protagonisten ineinander verlieben, woraus auch der zukünftige Held John Conner hervorgehen wird. Jedoch muss Kyle für die Erfüllung seiner Mission ein hohes Opfer bringen und es kommt letztlich zum Showdown zwischen Sarah und der Maschine, der über das Schicksal der Welt und der Menschheit entscheiden wird.

James Cameron hat mit seinem gerade einmal zweiten Film für die damalige Zeit völlig neue Effekt- und Unterhaltungsmaßstäbe gesetzt, obgleich sein Budget von 6 Millionen USD weit hinter späteren, mehrere Hundertmillionen Dollar schweren Produktionen des Filmemachers zurückbleibt. Die Kategorisierung als Lowbudget-Projekt lässt aber auch darüber hinwegsehen, dass aus heutiger Sicht manche Effekte etwas veraltet erscheinen.

Häufig bekommt man metallene und technische Gegenstände zu sehen und das Szenario wird gern mit Blitzen, Feuer und Lasern untermalt, während das Setting insgesamt sehr düster wirkt. Dies erzeugt eine recht schaurige Stimmung, die den Sci-Fi-Horror ausmacht. Ab und an schaut man auch durch das rote Auge des Antagonisten in diese Welt. Das blecherne Wiedererkennungsthema des Terminators, welches ihn durch den Film immer wieder musikalisch begleitet, sorgt für eiskalte Spannungsmomente. Es erinnert an den Pulsschlag einer Maschine und selbst wenn man den Terminator nicht sieht, spürt man doch seine Anwesenheit und unmittelbare Bedrohung.

Die Angst vor dem Roboter ist den Darstellern glaubhaft nachzufühlen. Vor allem Hamilton überzeugt in ihrer Opferrolle, die durchweg von Anspannung geprägt ist. Noch dazu macht ihre Figur eine Entwicklung durch und wird gen Ende sogar zur taffen Heldin und legt somit den Grundstein für die weiteren Folgefilme dieser Reihe. Auch Schwarzenegger performt überzeugend in seiner Paraderolle. Er kommt im Film ohne viel Text und allein durch seine Mimik und körperliche Präsenz aus und startet damit nicht zu Unrecht eine Weltkarriere als Actionstar.

Der Film ist ein eng getaktetes Gruselabenteuer mit Endzeitcharakter und einem durchweg gut strukturierten Plot. „Terminator“ ist mittlerweile ein Klassiker des Genres, doch die Themen sind zeitlos und aktueller denn je: Kriegerisches Treiben mit Atomwaffen und die Eliminierung von Menschen, sind sowohl gegenwarts-, zukunfts-, als auch vergangenheitskritisch anzusehen, indem sie auf die aktuell militärisch angespannte Weltlage, den Kalten Krieg zur Entstehungszeit und den Holocaust, sowie letztlich den Umgang mit Künstlicher Intelligenz (KI) anspielen.

„Ich komme wieder“ verspricht der Terminator und somit ist es nicht verwunderlich, dass hier eine sehr erfolgreiche Filmfranchise mit vielen Teilen seinen Anfang nimmt. Aber auch der Originalfilm kann immer wieder geschaut werden und er wird unterhalten.

verfasst im Sommersemester 2018